American La France Funkenblitz

Der American La France „Funkenblitz“ stammt aus dem Jahre 1907. In Aussehen und Technik ist er typisch für die Fahrzeuge jener Zeit. Der großvolumige Motor mit 9,5 Litern Hubraum leistet 95 PS. Die Kraftübertragung erfolgt mittels zweier Ketten auf die hintere Starrachse. Der Wagen hat vorne keine Bremsen, dafür aber hinten eine Außenbandhandbremse sowie eine Innenbackenfußbremse. Von einem hinterher fahrenden PKW wurde er mit einer Spitzengeschwindigkeit von 145 km/h gestoppt.

Dieses interessante Fahrzeug hat eine bewegte Vergangenheit. Nach vielen Sporteinsätzen diente der Wagen in einer amerikanischen Kleinstadt als Feuerwehrfahrzeug und fiel dann in einen Dornröschenschlaf, aus dem er erst Jahre später wieder erweckt wurde. Seine größte Bewährungsprobe bestand er 1997 bei der Veteranen-Rallye von Peking nach Paris.

Erstmalig waren im Jahr 1907 fünf Automobilpioniere zu dieser auch noch nach heutigen Maßstäben mörderischen Wettfahrt aufgebrochen, die sie über eine Strecke von 16 000 km von Peking über den Himalaja und quer durch Asien nach Paris führen sollte. In den folgenden 90 Jahren scheiterten alle Versuche, diese Wettfahrt zu wiederholen. Doch als das politische Tauwetter diesen Traum zahlloser Rallye-Fans Realität werden ließ, stand für Museumsleiter Hermann Layher und fünf weitere Vereinsmitglieder sofort fest, daß sie dabei sein würden.

Drei Teams wurden gebildet. Rolf Meyer und Gerrit Geiser sollten mit einem Mercedes 280 SE an den Start gehen, Mark Klabin und Jörg Holzwarth mit einem Landrover Baujahr 1968. Hermann Layher und sein Beifahrer John Dick wählten den 90 Jahre alten, offenen American La France, das älteste Fahrzeug im Teilnehmerfeld. Es folgten Monate akribischer Vorbereitungen. Die Fahrzeuge wurden komplett überholt, Ersatzteile mußten angefertigt und eine Vielzahl von Formalitäten erledigt werden, bevor das Abenteuer endlich beginnen konnte. Die ersten vier Tage der Rallye, die über knapp 2000 Kilometer von Peking zum Fuße des Himalaja führten, verliefen mit Ausnahme einiger gebrochener Ventile beim „Funkenblitz“, die jedoch schnell ersetzt werden konnten, ohne größere Probleme. Beim Aufstieg zu den Gipfeln des gewaltigsten Bergmassivs der Welt, wies dann aber die Natur Mensch und Maschine in ihre Schranken. Nach 3000 Kilometern wurde das Team Layher / Holzwarth aufgrund einer schweren Unterkühlung vom Rennarzt aus der Wertung genommen und nach Deutschland zurückgeschickt.

Doch selbst in diesem Moment der Enttäuschung dachten sie nicht an Aufgabe. Der „Funkenblitz“ wurde per LKW nach Peking zurückgebracht und von dort nach Istanbul geflogen. Als das Rallyefeld dieses Etappenziel erreichte, war das Team Layher / Holzwarth wieder dabei. Sie waren gesundheitlich soweit wieder hergestellt, daß sie die letzten 3 000 Kilometer von der Türkei über Griechenland bis nach Paris absolvieren konnten. Auch der „Funkenblitz“ hat die Rallye wohlbehalten überstanden und kann jetzt in dem Zustand, in dem er die Ziellinie in Paris überfuhr, im Technik Museum Sinsheim bewundert werden.